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Die Themen Nachhaltigkeit, Energie und Klima haben sich wie ein roter Faden durch mein bisheriges Berufsleben hindurchgezogen. Praxiserfahrungen in der produzierenden Industrie ergänzen sich mit politischer Erfahrung auf allen Staatsebenen und unternehmerischer Verantwortung. Das Nachdenken darüber, wie Wirtschaft nachhaltig werden kann und warum sie das sogar muss, ist seit mehr als dreissig Jahren der Kern meiner Arbeit.
Ein Wirtschaftsverband für die Klimataugliche Wirtschaft
Um 2008 begann ich mit dem WWF im Rahmen eines Projektes zusammenzuarbeiten, welches zum Ziel hatte, Wirtschaftsleader für einen engagierten Klimaschutz zu mobilisieren. Diese Arbeit entstand aus einer Analyse, die aufzeigte, dass in der Klimadiskussion die Wirtschaft meistens eine negative Einstellung zum Klimaschutz einnahm. Gleichzeitig signalisierten aber einzelne Firmen, dass sie die Wichtigkeit des Thema erkannt hätten. Im Vorfeld des Klimagipfels in Kopenhagen 2009 gelang es uns, 60 Firmen dazu zu motivieren, sich in einem Zeitungsinserat öffentlich für mehr Klimaschutz einzusetzen. In der Klimakommunikation der Wirtschaft war dies ein echter Meilenstein. In Zusammenhang mit dieser Arbeit kam ich in Kontakt mit Nick Beglinger, einem Wirtschaftsaktivisten, der sich zum Ziel gesetzt hatte, den Wirtschaftsverband swisscleantech zu gründen, der diesen nachhaltig orientierten Firmen eine Stimme in der Schweizer Klimapolitik geben wollte. Wir beschlossen, für diese Aufgabe zusammen zu spannen, wobei Nick Beglinger das Präsidium übernahm und ich für die Erarbeitung der benötigten naturwissenschaftlichen und politischen Grundlagen verantwortlich zeichnete. 2014 übernahm ich mit Franziska Barmettler die Geschäftsführung des Verbandes und wurde damit auch immer mehr zu einem prägenden Gesicht – seit 2016 als Geschäftsführer.
Bauherr für 100 Wohnungen
In dieser Zeit kam ich mit einer Gruppe von engagierten Personen aus dem Umfeld des VCS in Kontakt, welche in Ostermundigen eine autofreie Siedlung realisieren wollte. Es gelang mir, diese Gruppe davon zu überzeugen, dass eine solche Regelung nicht nur autofrei sondern auch ökologisch bezüglich Materialisierung, Energieverbrauch und Umgebungsgestaltung sein sollte. 2007 gründeten wir gemeinsam die Wohnbaugenossenschaft Oberfeld, deren Präsidium ich übernahm. Das Ziel war es, eine vorbildliche nachhaltige Siedlung auf dem ehemaligen Schiessplatz in Ostermundigen zu realisieren. In der Realisierungsphase wurde ich mit der Geschäftsleitung und Projektleitung beauftragt. In dieser Funktion trug ich die Verantwortung für die Organisation der Genossenschaft, die Bauherrenbegleitung in der Projekt Realisierung, die Finanzierung, den Verkauf und die Vermietung der Wohnungen. Während dieser Zeit absolvierte ich ein Zusatzstudium in nachhaltigem Bauen und schloss dieses mit einem MAS ab. Das Bauprojekt mit einem Bauvolumen von CHF 50 Mio wurde 2014 vollendet und ist nach wie vor ein Vorzeigeobjekt für nachhaltiges und kooperatives Bauen.
Fokus Energie und Klima
In dieser Zeit wurde mir immer deutlicher bewusst, wie dringend das Klimaproblem ist und wie langsam wir vorankommen. Der Wunsch wuchs, mich wieder vermehrt mit dem Thema Energie und Energieversorgung zu befassen. Aufgrund meiner Erfahrung in der Gemeindearbeit erhielt ich 2004 die Möglichkeit die Leitung der Energieberatungsstelle der Region Bern zu übernehmen. Diese berät Gemeinden und Private im Bereich Energie. In unzähligen Privatberatungen, im Gespräch mit Firmen und mit Gemeindeverwaltungen vertiefte ich mein Systemverständnis und mir wurde klar, wie wichtig politische Rahmenbedingungen sind. Ich etablierte mich als Energiestadt Berater für Gemeinden, u.a. Thun und Burgdorf und beschloss 2006 ein eigenes kleines Beratungsunternehmen im Energiebereich zu gründen.
Politische Arbeit auf Gemeinde Ebene
In diese Zeit fiel auch der Beginn meiner politischen Arbeit. Zuerst engagierte ich mich ind der Umweltkommission der Gemeinde Heiden AR. Diese organisierte nicht nur die Entsorgung sondern auch die Umweltkommunikation in der Gemeinde. Gemeinsam lancierten wir einen Solarpreis, der während mehr als zehn Jahren jedes Jahr drei Solaranlagen prämierte. Wenig später wurde ich in einer Ersatzwahl in den Gemeinderat Heiden gewählt, übernahm das Umwelt Department und unterstützte die Reorganisation der Schulgemeinde von Heiden. Später, nach dem Umzug in die region Bern war ich weitere 15 Jahre Mitglied des grossen Gemeinderates und konnte die Umwelt und Energeipolitik der Gemeinde wesentlich mitgestalten.
Industrielle Praxis
Zurück in der Schweiz suchte ich 1994 eine neue Herausforderung in der Praxis der Produktion. Durch die Vermittlung meiner alten Forschungsgruppe an der ETH kam ich in Kontakt mit der Firma SEFAR AG in Heiden, einem weltweit tätigen Hersteller von technischen Textilien. Die SEFAR AG stellt mit grossem Erfolg Textilien für den Bereich Medizin, Verkehr und Filtration her. Hier zeichnete ich verantwortlich für die Produkte- und Prozessentwicklung in der Gewebeherstellung, was sowohl die Weberei wie auch die Veredelung der Gewebe umfasste. Mein wohl exotischstes Projekt war die Entwicklung eines Gewebes, welches als Inlay in den Turbinen für den Flugzeughersteller Boeing verwendet wird. Zu diesem Zweck mussten wir von der Garnherstellung über die Gewebeherstellung bis zur Veredelung ein vollständig neues, innovatives Gewebe mit genauestens definierten Eigenschaften wie Luftdurchlass und Schrumpfverhalten herstellen. Während meiner Zeit bei der SEFAR entwickelte ich auch neue Ausrüstungslinien so den wohl weltweit einzigen Stahl auf Stahl Textilkalander mit variabler Bombage - eine Technologie, die ich aus dem Papierbereich kannte und für den Textilbereich adaptieren liess. Neue Messmethoden im Bereich Bildanalyse und im Bereich online Luftdurchlassmessung waren weitere Projekte, die ich vorantrieb Augenmerk legte ich aber auch auf die Nachhaltigkeit und überzeugte gegen einigen Widerstand die Chefetage davon, eine ABC Analyse durchzuführen. Als Resultat davon wurde anschliessend die Schlussreinigung der Gewebe auf ein neues Textilreinigungssystem umgestellt und die problematischen FCKW eliminiert. Auch die energetische Optimierung von bestehenden Produktionsanlagen durch Prozessmodifikationen und Wärmerückgewinnung wurden durch meine Arbeit angestossen. In dieser Zeit absolvierte ich auch einen Nachdiplomstudiengang in «nachhaltiger technischer Entwicklung».
Meine ersten Erinnerungen zum Thema Nachhaltigkeit sind die Schaumberge auf den Flüssen im Kanton Luzern. Dass bei Wanderungen der Picknickabfall im Boden vergraben wurde irritierte mich. Ich überlegte mir, dass sich dieser Abfall akkumulieren müsse, weil er offensichtlich nicht verschwand. Die Auseinandersetzung mit dem Bericht des Club of Rom über die Grenzen des Wachstums machte mich nachdenklich und bestimmte meine Studienwahl. Ich war der Überzeugung, dass es möglich sein müsste, Wirtschaft und Nachhaltigkeit enger miteinander zusammen zu bringen. Diese Vision hat mich bis heute geprägt.
Studium und Dissertation an der ETHZ
Anfang der achtziger Jahre war diese Idee exotisch. Studiengänge wie Umweltnaturwissenschaften und Umweltingenieur wurden erst gegen Ende der achtziger Jahre aus den Taufe gehoben. Das Studium des Chemieingenieurs schien mir eine passende Möglichkeit, der Vision einen Schritt näher zu kommen, war es doch offensichtlich, dass die Produktion von Chemikalien und deren Verbrauch einen grossen Einfluss auf die Umwelt hatte.
Mit dem Thema Klimawandel kann ich erstmals Mitte der achtziger Jahre im Rahmen meines Studiums an der ETH Zürich in Kontakt. Es schien mir offensichtlich, dass der Ausstieg aus den fossilen Energien und die Energieversorgung mit erneuerbaren Energien eine Schlüsselaufgabe der mittelfristigen Zukunft darstellen würde. Als sich die Möglichkeit ergab, im Bereich Fotovoltaik eine Dissertation zu machen zögerte ich nicht lange. In der Dissertation setzte ich mich mit einer Messtechnik auseinander und baute und programmierte eine Anlage zur Analyse von Solarsilizium. Aus meiner Arbeit resultierte eine der ersten interdisziplinären Dissertationen der ETH Zürich, weil ich neben meiner technischen Aufgaben auch eine längere humanökologische Abhandlung zum Thema Energie und Gesellschaft verfasste. Diese Arbeit wurde zu einem Blue Print für viele kommende Stationen meines Arbeitslebens. Ich stellte darin die Hypothese auf, dass der Energieverbrauch durch ein komplexes sozioökonomisches Geflecht bestimmt sei und deshalb nicht nur durch technische Entwicklungen, sondern auch durch soziale Interaktionen beeinflusst werden müsse.
Postdoktorat: Recycling und Biotechnologie
Nach meiner Dissertation wollte ich wieder näher an mein Studienfach heranrücken und absolvierte ein Postdoctorat im Bereich Biotechnologie an der North Carolina State University im Rahmen eines Forschungsprojektes, welches durch den schweizerischen Nationalfonds unterstützt wurde. Ziel des Projektes war es, besser zu verstehen, wie Hemiscellulasen im Rahmen des Deinking Prozesses von Altpapier eingesetzt werden könnten. Mit dem Kunstgriff, den Papierdruckprozess auf Textildruck zu übertragen, gelang es zu erklären, wie die Enzyme den Prozess unterstützen können. Für den Nachweis entwickelte ich neue Untersuchungsmethoden und setzte auch einen handelsüblichen Scanner als Bildanalysegerät für grosse Oberflächen ein. Zu diesem Zweck programmierte ich ein Bildanalyseprogramm.
Herausforderung Kläranlagen
Mein Nachdiplomstudium liess bei mir den Entschluss wachsen, eine neue Stelle zu suchen, welche mich näher an das Thema Nachhaltigkeit heranbringen würde. Anfang der Nuller Jahre ergab sich für mich die Möglichkeit bei der CU Chemie Uetikon im Bereich Wassertechnik einzusteigen. Die Chemie Uetikon erprobte damals den Einsatz neuer Chemikalien, welche eine Stabilisierung von überlasteten Kläranlagen ermöglichen sollte. Meine Aufgabe bestand darin, die Pilotprojekte zu betreuen, neue Pilotprojekte zu finden und die Anwendungen zu verbessern. Mit Hilfe einer Kläranlagensimulation konnten wir die Applikation der neuen Chemikalie signifikant verbessern. Es zeigte sich jedoch, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis ungenügend war, weshalb sich die Chemikalie nicht durchsetzen konnte.
In den vergangenen Jahrzehnten hatte ich das grosse Privileg meine Kinder auf ihrem Lebensweg begleiten zu dürfen. Meine Tochter Flavia hat inzwischen ihr Studium an der PH Luzern abgeschlossen und arbeitet als Lehrerin und schulische Heilpädagogin, mein Sohn studierte Umwelt- und Energieingenieur und beginnt nun in der Strom-Bereich zu arbeiten. Beide sind inzwischen zuhause ausgeflogen, was meine Frau und mich stolz macht, aber auch eine Lücke in unserem Leben hinterlässt.
Mit meiner Frau Priska bin ich seit mehr als 30 Jahren glücklich zusammen. Seit bald 20 Jahren sind wir in der Vorortsgemeinde Ostermundigen zu Hause wo Priska in leitender Position im Pflegebereich tätig ist.
Ich liebe es in der Natur zu sein – beim Wandern, Biken und neu auch wieder auf Skitouren; ich lese und schreibe gerne und spiele ab und zu – leider viel zu selten auf der Gitarre.